Namwala-Besuch Februar 2014

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Zum ersten Mal seit 39 Jahren habe ich Namwala während der Regenzeit besucht und die Landschaft in kräftigem Grün und voller Blüte erlebt. Augenfällig war, dass die Einheimischen ihr Hauptnahrungsmittel, den Mais, im Vergleich zu den Siebzigerjahren vermehrt selbst anbauen. So bin ich bei meinen Hausbesuchen oft entlang hochgewachsener Maisfelder gelaufen.
Im Vordergrund des Besuches stand die vom Rektor angeregte Analyse des Mathematikunterrichts und die Erarbeitung möglicher Verbesserungsansätze gemeinsam mit der Lehrerschaft.

Am ersten Tag in Namwala traf ich alle Mathematiklehrerinnen und -lehrer um das Vorgehen zu besprechen und einen ersten Eindruck vom Unterricht zu gewinnen. Rasch kam das Gespräch auf den Computer und seine Bedeutung für den Mathematikunterricht. Aufgrund der beschränkten finanziellen Mittel verabschiedeten wir uns aber schnell von diesem Thema. So stand bald die Klassengrösse von 50 bis über 60 Schülerinnen und Schülern als zentrales Problem des Unterrichts fest.

Während den nächsten Tagen besuchte ich alle elf Lehrerinnen und Lehrer jeweils in einer Doppellektion. Sie zeigten grosse Offenheit. Auch die Schüler gewöhnten sich nach einer anfänglichen Unsicherheit schnell an den weissen Mann hinten im Klassenzimmer. In der Evaluation am Nachmittag besprach ich mit den besuchten Lehrern individuell die Qualität des Unterrichts und versuchte mir ein Bild von den übergeordneten Problemen zu machen.
Nach drei Tagen hatte ich einen ersten Entwurf an Empfehlungen ausgearbeitet, die in einem gemeinsamen Gespräch mit allen Mathematiklehrerinnen und -lehrern nochmals besprochen und dann am nächsten Tag mit einigen Ergänzungen dem Rektor vorgelegt wurden.

Die gegebenen Umstände, wie die übergrossen Klassen oder die fehlenden finanziellen Mittel zur Anschaffung der benötigten Unterrichtsmittel, so zum Beispiel Papier, Lehrbücher, Taschenrechner und Beamer, grenzten den Spielraum für Verbesserungsvorschläge erheblich ein.

Der erste, bescheidene Vorschlag war, nicht nur die Aufgaben, sondern zur Selbstkontrolle auch die Lösungen an die Wandtafel zu schreiben. Damit kann der Korrekturaufwand der Lehrpersonen wesentlich reduziert werden, was es ihnen erlaubt, sich auf jene Schülerinnen und Schüler zu konzentrieren, die wirklich Hilfe brauchen. Bis anhin hetzten die Lehrpersonen regelrecht durch die Klasse um alle richtigen Aufgaben zu markieren und hatten kaum Zeit Fragen zu beantworten.

Der zweite Vorschlag ging etwas weiter: Die Lehrpersonen werden Aufgaben und Antworten aus einem Lehrmittel kopieren und pro Thema und Stufe ein bis zwei wiederbeschreibbare, mit Folie überzogene Klassensätze erstellen. Diese werden den Schülerinnen und Schülern verteilt, wenn das Thema unterrichtet wird. So können einerseits die Kosten für Kopien gering gehalten werden, andererseits entfällt Schreibaufwand an der (kleinen) Wandtafel, sodass mehr Zeit für den eigentlichen Mathematikunterricht zur Verfügung steht.

Es ist mir aufgefallen, dass in Namwala wesentlich weniger Übungen gemacht werden als an Schweizer Schulen, was zum einen auf das zeitraubende Kopieren an der Wandtafel, und zum anderen auf den mangelnden Platz an derselben zurückzuführen ist. Auch hier können die Klassensätze Abhilfe schaffen.

Viele Schüler verwenden linierte Hefte. Die Lehrerschaft wird darauf achten, dass für Mathematik karierte Hefte benützt werden und diese auch im Schulladen erhältlich sind.

Es gab auch einige Empfehlungen, die über den Mathematikunterricht hinaus gingen. Beispielsweise muss in absehbarer Zeit die Zahl an Pulten und Stühlen mit den immer grösser werdenden Klassen erhöht werden. Auch stellt die zunehmende Schülerzahl spezielle Anforderungen an die Ordnung in den Klassen.

Am Ende meines Aufenthalts durfte ich zu meiner grossen Freude in sieben Klassen eine Doppellektion Mathematik abhalten. Die Schule hat mich bereits für das nächste Jahr zu einem ähnlichen Besuch eingeladen. Voraussichtlich werde ich mir dafür aber drei statt zwei Wochen reservieren, weil das Programm doch sehr gedrängt war.

Nach der ersten Woche meines Aufenthalts in Namwala besuchte ich mit Lehrer Alex Kaande am Wochenende Chief Mukobela. Er verkörpert die traditionelle Behörde in Namwala und Umgebung und ist für rund 18 000 Personen zuständig. Ich habe ihn in der Vergangenheit schon einige Male besucht und war immer wieder beeindruckt von seinen Bemühungen, die Lebensumstände seiner Leute zu verbessern. Letztes Jahr hat er es fertig gebracht, dass alle Haushalte über ein WC verfügen. Dafür erhielt er landesweit grosse Anerkennung. Ein Rundgang durch das Dorf, in dem er wohnt, verdeutlichte diesen Fortschritt, der ohne äussere Hilfe zustande gekommen ist. Es war erneut faszinierend, mit ihm über seine Aufgaben und Pläne zu reden.

Wieder zu Hause, darf ich auf eine spannende, erlebnisreiche Zeit zurückschauen. Es hat mich beeindruckt wie sich die Leute, trotz der schwieriger Umstände Hoffnung und Fröhlichkeit bewahren.
In nächster Zeit werde ich mich um die Beschaffung von Taschenrechner für den Mathematikunterricht in Namwala bemühen.

Johannes van der Weijden

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